Zusammengestellt von Scáthán
Shinto, Shintō oder Shintoismus (meist übersetzt mit „Weg der Götter“) ist eine japanische Naturreligion und wird auch fast ausschließlich dort praktiziert. Die Gottheiten des Shinto werden allgemein als „kami“ bezeichnet. Shinto kann also auch als „Weg der Kami“ übersetzt werden.
Der Glaube Shinto beinhaltet eine Vielzahl von religiösen Kulten und Glaubensformen, die sich an die einheimischen japanischen Gottheiten (kami) richten. Kami sind zahlenmäßig unbegrenzt und können die Form von Menschen, Tieren, Gegenständen oder abstrakten Wesen haben. Die Kami sind zwar in Ihrer Art weiser als die Menschen, aber auch nicht perfekt wie es z.B. bei Göttern in den monotheistischen Religionen meist der Fall ist, d.h. die Kami haben durchaus Fehler und können sogar Sünden begehen. Die Gebäude oder Verehrungsstätten des Shinto bezeichnet man als Shinto-Schrein, wo Räucherstäbchen entzündet, kleinere Opfergaben gebracht und Gebete gesprochen werden. Trotz verschiedener äußerlicher Gemeinsamkeiten der Schreine können die Glaubensformen und Riten des so praktizierten Shinto lokal sehr unterschiedlich sein. Die Shinto Religion befürwortet das Leben in Übereinstimmung mit den Kami und fördert das Streben nach Harmonie und die Rücksichtnahme auf die Umwelt und das soziale Umfeld.
Wichtige Gottheiten und Schreine
- Die meisten Shintoschreine geschätzt etwa 40.000 landesweit, sind heute der Gottheit Hachiman geweiht. Hachiman war der erste einheimische Gott, der vom Buddhismus gefördert wurde, erhielt aber auch als Ahnengottheit mehrerer Shōgun-Dynastien einflussreiche Unterstützung durch den Kriegeradel (die Samurai).
- Auch die Gottheit Inari, eine Reisgottheit, deren Schreine meist von Füchsen (kitsune) bewacht wird, bringt es auf eine ähnliche Anzahl von meist sehr kleinen Schreinen.
- Die dritthäufigste Kategorie sind Tenjin-Schreine, in denen der Heian-zeitliche Gelehrte Sugawara no Michizane als Gott der Bildung verehrt wird.
- Amaterasu, die wichtigste Ahnengottheit des Tennō, besitzt außerhalb ihres Hauptheiligtums von Ise nur wenige Zweigschreine, was auch auf die meisten anderen in den alten Mythen erwähnten Gottheiten zutrifft.
- Zahlreiche Schreine sind ursprünglich buddhistischen Gottheiten geweiht, allen voran die Schreine der Sieben Glücksgötter.
Die polytheistische Natur der einheimischen Götter macht es schwer, einen gemeinsamen religiösen Kern im Shinto zu finden. Allerdings verfügen die Shinto-Schreine über einige allgemeine Erkennungsmerkmale, die sie deutlich von z. B. buddhistischen Bauwerken unterscheidet: An den Eingängen eines Schreinareals findet man das charakteristische torii, ein Tor, das aus zwei Grundpfeilern und zwei Querbalken besteht. Heilige Gegenstände, oft auch Bäume oder Felsen, werden mit einem Strohseil (shimenawa) gekennzeichnet.
Gläubige
Eine offizielle Statistik nennt für das Jahr 2003 107.559.000 Gläubige, was etwa 84 % der japanischen Bevölkerung entspricht. Nach einer anderen Quelle beträgt die Zahl der Gläubigen jedoch lediglich 3,3 %, also etwa vier Millionen. Die Differenz zwischen diesen Angaben spiegelt die Schwierigkeit wider, Shinto als Religionsgemeinschaft genauer zu definieren. Da es keine Gläubigenregister oder sonst eine Form der offiziellen Mitgliedschaft gibt, kann man entweder die Beteiligung an religiösen Feiertagen als Maßstab heranziehen (erste Angabe) oder untersuchen, wie viele Japaner sich in Umfragen explizit zum Shinto bekennen (zweite Angabe).
Religiöse Praxis
Shinto-Priester sind heute stets mit einer Amtsrobe bekleidet, die auf die Adelstracht der Heian-Zeit zurückgeht.
Höhepunkt des religiösen Lebens der Shinto-Schreine sind periodisch veranstaltete Matsuri, (Volksfeste) die lokalen Traditionen folgen und daher von Region zu Region, ja sogar von Dorf zu Dorf ganz unterschiedlich sein können. Viele Matsuri haben mit dem agrarischen Jahreszyklus zu tun und markieren wichtige Ereignisse wie Saat und Ernte (Fruchtbarkeitskulte), in anderen Matsuri zeigen sich Elemente der Dämonenbeschwörung und -abwehr. Viele Matsuri sind auch mit lokalen Mythen und Legenden verbunden. Ein typisches Element sind Schreinumzüge. Das Hauptheiligtum (shintai) des betreffenden Schreins wird dabei in einen tragbaren Schrein umgeladen, den sogenannten Mikoshi, der dann in einem lauten und fröhlichen Festumzug durch das Dorf/Stadtviertel getragen oder gezogen wird. Feuerwerke (hanabi), Taiko-Trommeln und natürlich Sake begleiten zumeist diese Umzüge. Oft sind Matsuri auch mit quasi-sportlichen Wettkämpfen verbunden. Der moderne Sumō-Sport dürfte beispielsweise seinen Ursprung in derartigen Festen haben.
n der heutigen Praxis spielt der Tennō-Kult nur noch in wenigen Schreinen eine zentrale Rolle. Diese Schreine werden im allgemeinen als jingu (im Gegensatz zu jinja) bezeichnet, der wichtigste ist der Ise-Schrein. Obwohl das „Gesetz zur Trennung von Buddhas und Shinto-Göttern“ einschneidende Veränderungen mit sich brachte, sind die Spuren der einstmaligen shinto-buddhistischen Vermischung noch heute in vielen religiösen Institutionen zu bemerken. Es ist nichts Ungewöhnliches, auf dem Gelände eines buddhistischen Tempels einen kleinen Shintō-Schrein zu finden oder einen Baum, der mit einem Shimenawa als Wohnort eines kami markiert ist. Umgekehrt haben viele Shintō-Gottheiten indisch-buddhistische Wurzeln.
Im modernen Alltagsleben der Japaner spielen sowohl Shinto als auch Buddhismus eine gewisse Rolle, wobei die Mehrzahl keinen Widerspruch darin sieht, sich zu beiden Religionen zu bekennen. Allgemein tendiert man dazu, shintōistische Riten für freudige Anlässe (Neujahr, Hochzeit, Gebet um Alltagsdinge), buddhistische dagegen für traurige und ernste Anlässe (Todesfall, Gebet um Wohlergehen im Jenseits) heranzuziehen. Quelle: