Zusammengestellt von Scáthán
Heide ist nicht gleich Heide
Das Wort Heide (Heidentum) löst oftmals Missverständnisse aus, da nicht klar ist, wer oder was genau damit bezeichnet werden soll. So diente der Ausdruck im christlichen Sprachgebrauch ursprünglich der Bezeichnung für alle nichtgetauften Menschen. Seit Beginn der Neuzeit wurden diese Begriffe für Bekenner nichtmonotheistischer Religionen (monotheistische Religionen: Islam, Christentum oder Judentum) gebraucht. Somit wären z.B. auch Buddhisten Heiden. Mittlerweile wurde der Begriff fast durchgängig durch das Wort „Nichtchristen“ ersetzt. Doch dafür bezeichnen sich heute viele Atheisten als Heiden, was noch mehr Verwirrung stiftet. Hinzu kommen jene Religionen, die in Europa vor Einführung des Christentums herrschten und sich selbst als Heidentum bezeichnen. Dazu gehörten nicht nur die bekannteren Religionen der Griechen und Römer, sondern z.B. auch die der Nordeuropäer, also die der Slawen, Kelten, Balten, Germanen, Finnen usw.
Wichtige Unterscheidungen:
- Atheist: Ein Atheist ist davon überzeugt, dass es keine Götter gibt.
- Agnostiker: Der Agnostizismus bezeichnet die (philosophische) Ansicht, dass bestimmte Annahmen, welche die Existenz oder Nichtexistenz eines höheren Wesens (eines Gottes) betreffen – entweder ungeklärt, grundsätzlich nicht zu klären oder für das Leben irrelevant sind (letztere Haltung wird auch als Ignostizismus bezeichnet). Die Möglichkeit der Existenz transzendenter Wesen oder Prinzipien wird von einem Agnostiker also nicht bestritten, aber auch nicht unterstützt. Die Frage „Gibt es einen Gott?“ wird von ihm dementsprechend nicht mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet, sondern mit „Ich weiß es nicht“, „Es ist nicht geklärt“ oder „Es ist nicht beantwortbar“.
Was sind Heiden?
Wir benutzen den Begriff „Heidentum“ als „Sammelbegriff“ für alles, was mit naturreligiöser, erdverbundener Spiritualität zu tun hat. Er steht also für viele individuelle, spirituelle Wege, unterschiedliche Gruppen und religiöse Traditionen.
Für Heiden ist das Göttliche in allen Dingen vorhanden und alles Leben miteinander verbunden (Kreislauf, Polytheismus). Es geht ihnen darum in Harmonie mit der Natur zu leben und sich ihren natürlichen Rhythmen anzupassen (Jahrskreis) und ihre Spiritualität in das tägliche Leben zu integrieren
Wieviele Heiden gibt es?
Wenn die Statistiken stimmen, dann sind über 30 Prozent der deutschen Bevölkerung Heiden oder Atheisten. Wieviele Leute nur auf dem Papier eine Religion haben ist dabei leider nicht erfasst.
Was glauben Heiden?
Diese Frage lässt sich so ohne Weiteres nicht beantworten, da es „das“ Heidentum („Paganismus“) an sich gar nicht gibt. „Heidentum“ ist für uns nur ein Oberbegriff, der viele verschiedene Glaubensrichtungen, Gruppierungen, Weltbilder und Glaubensvorstellungen in sich vereint und jeder dieser Wege beantwortet die Frage, an was sie glauben, für sich selbst.
Hier eine kleine Übersicht über die Glaubenswege innerhalb des Heidentums, die jedoch keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erhebt: Ásatrú (Nordisch-germanische Glaubenswelt), ägyptische Glaubenswelt, Celtoi (keltische Glaubenswelt), griechische Glaubenswelt, Hexen, Naturreligiöse, (Neo-) Druiden, Schamanen, Shintoisten, sumerische Glaubenswelt, Thelemiten, Wicca u.v.a.m.
Was versteht man unter (neu-) heidnischen Religionen?
Heidnische Religionen sind oft polytheistisch und/oder animistisch. Es sind keine Offenbarungsreligionen, also keine Religionen, bei denen ein Offenbarungstext von Gott an die Menschen weitergegeben wurde, sondern Erfahrungsreligionen, bei denen es um Selbsterfahrung und Erfahrung der natürlichen Gegebenheiten um sich herum geht, also die direkte, persönliche Erfahrung „des Göttlichen“/ der Götter, meist ohne zwischengeschaltete Priester und zwingende Dogmen.
Als Naturreligion unterscheidet sich das Heidentum grundlegend von allen Lehren, der offenbarten Religionen, die von einem Reich ausgehen, das „nicht von dieser Welt“ ist. Da im Heidentum die Natur selbst heilig ist und Welt und Gottheit, bzw. Natur und Geist nicht voneinander getrennt sind, geht es von einer Vorstellung aus, die zu jenen der Erlösungs- und Jenseitslehren im absoluten Gegensatz steht, und ist damit nicht nur eine andere Form von Religion, sondern eine andere Art.
Da die Götter ein Teil der Welt/Natur sind, ist das Wesen der Religion im heidnischen Sinn, die Verwandtschaft mit der Natur und den Göttern spirituell zu erfahren und rituell zu pflegen. Ihr Ziel ist kein bloßes Seelenheil, keine „Erlösung“ und keine auf spirituelle Werte beschränkte „Erleuchtung“, sondern ein erfülltes Leben in der Ganzheit des Seins.
Quelle für weitergehende Informationen:
Wikipedia