von Crann & Scáthán
Zeitpunkt
Nacht zum 1. November oder 11. Schwarzmond im Kalenderjahr
Astronomisch: Sonne durchläuft 15° Skorpion
Symbole
Kürbis, Mais, Schädel
Die Bedeutung
Samhain ist das dritte und letzte Erntefest (Schlachtung der Tiere, die den Winter nicht überleben). Es kennzeichnet das Ende des (keltischen) Jahres und den Beginn der Dunklen Jahreszeit, den introspektiven Teil des Jahresrades, in dem man auf und vor allem in sich selbst schaut. Wir glauben an die Reinkarnation, so dass der Tod eine Notwendigkeit für neues Leben darstellt. Samhain ist ein Fest des Todes und der Hoffnung auf neues Leben. Es ist das Fest der Toten und der Transformation, eine Zeit im Jahresrad, in der wir vor allem unseren Ahnen, die unsere Familien beschützen, ehren und sie für unsere Orakel befragen (allerdings nicht die Toten des letzten Jahres). Wir werden daran erinnert, dass zum Leben auch der Abschied gehört, denn ohne ihn gäbe es auch kein Leben. Wir ehren die Götter des Totenreichs, die die Seelen unserer Verstorbenen in ihrem Reich willkommen heißen und ihnen für die Wiedergeburt so notwendige Erholung ermöglichen.
Die Zeit nach Samhain ist diejenige, in der wir vorwiegend im Haus blieben. Es ist eine stille, tote Zeit. Die Natur bereitet sich darauf vor, bis Imbolc zu ruhen, die Zugvögel sind im warmen Süden und das Land ist kalt und grau. Es ist die Zeit des Schlafes.
Die Aufgabe
Wenn sich nun die Naturenergien zur Ruhe begeben und die Dunkelheit des Winters regiert, ist es Zeit, sich selbst zu beobachten, auszuruhen und sich auf das kommende Jahr vorzubereiten. Es ist Zeit für einen Rückblick auf das, was im gerade vergangenen Jahr getan wurde und was das Jahr und die eigenen Taten gebracht haben. Es ist eine Gelegenheit, sich selbst kennen zu lernen. Samhain ist das Fest, an dem Mutter Erde sich zur Ruhe begibt. Besinne dich auf das Vergangene und ehre deine Ahnen.
Die Göttin
Die Göttin ist jetzt die dunkle, schwarze Göttin (Morrigu), die weise Trägerin des Wissens um die Welt. Sie hilft beim Übergang der Seelen sowohl von unserer Erde nach Tir nan Og (Sommerland, Land der ewigen Jugend) als auch wieder zurück. Es ist die Zeit des Übergangs der Seelen in die Anderswelt und zurück. Die Göttin schneidet den Lebensfaden um Körper und Seele zu trennen aber auch die Nabelschnur derer, die im nächsten Jahr wiedergeboren werden wollen. Die Göttin bewegt sich zwischen den Welten, herrscht aber nicht über das Totenreich. (Rückkehr in die Anderswelt)
Der Gott
Der dunkle Gott ist Stechpalmenkönig und somit Herrscher über Tir nan Og. Er heißt die Seelen der Verstorbenen willkommen und ermöglicht ihnen die für die Wiedergeburt notwendige Erholung und Regeneration. (Aufenthalt im Totenreich)
Denn der Tod unserer Körper ist nicht das Ende. Das Alte in seiner gewohnten Form stirbt, damit etwas Neues entstehen kann.
Die Feierlichkeiten
Eine Hauptaktivität an Samhain ist das Anzünden des Feuers. Dafür wurden Hölzer von allen Richtungen und von neun Arten geholt, um ein zentrales Feuer zu kreieren, das jedermann und jeden Teil der Gemeinschaft repräsentierte. Das Entfachen des Feuers symbolisierte früher das Verhältnis zwischen dem „König“ und dem Land. Vor der Entfachung des Hauptfeuers wurden alle Feuer in der umgebenden Landschaft und im Herd ausgelöscht. Ein Ritual wurde abgehalten, um die Wahrhaftigkeit des Königs zu bestätigen und ihn mit der Göttin des Landes zu vereinen. Dieses Ritual wurde vom Opfer eines Stiers begleitet, der in einem großen Kessel gebraten und gekocht wurde und an dessen Mahl alle teilhaben durften. Die Milch der Kühe symbolisierte dabei die Geschenke der Göttin. Des Weiteren wird Uisce batha getrunken. Der Genuss von Uisce batha mit seiner berauschenden Wirkung bedeutet, dass eine Person weise aus dem Quaiche trinken soll, so wie auch die Ressourcen unsere Ernte weise benutzt werden sollten, da der Winter nahte und Unbedacht während der üppigen Zeit unweigerlich Not während der mageren Zeiten bedeutete. Ein Teil dieses Feuers wurde dann zurück zu den Herden jedes Haushalts mitgenommen. Dadurch strahlte der Geist der Wahrheit, des Landes und seiner Bewohner vom Inneren zu den Rändern des Landes.
Während der Lebensfluss an Samhain zwischen den Welten fließt, sind die Wege geöffnet, damit die kürzlich Verstorbenen und geehrten Vorfahren von einer Seite des Schleiers zur anderen übertreten können. Da es die Zeit des größten materiellen Wohlstandes ist, ist jedermann, der zur geöffneten Tür hereinkommt, willkommen, sich dem Fest anzuschließen oder ein Geschenk zu empfangen. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei fremden Besuchern oder Unbekannten geschenkt, da diese möglicherweise ein Geist der Toten oder sogar eine Gottheit sein können. Für sie wird ein Platz am Feuer freigehalten. Durch das rituelle Gedenken leben die Ahnen in unserem Geist weiter. Wir werden uns bewusst, dass sie ein Teil von uns und wir ein Teil von ihnen sind und dass der Tod ein Teil des Lebens und das Totenreich (Annwn) ein Teil der Welt ist, ohne den es kein Leben gibt.
Auch die Bewohner der Anderswelt, Feen und Elfen, kommen manchmal zu uns, und nehmen Menschenkinder, die sie für würdig befinden, mit in ihre Welt. Daher höhlen wir Kürbisse aus und schnitzen erschreckende Gesichter hinein (Schutzsymbol). Dann wird der Kürbis mit einer Kerze ans Fenster gestellt, um die Feen und Elfen abzuschrecken. Zu Samhain steht die Anderswelt offen, Vergangenheit und Gegenwart verbinden sich, die Geister der Ahnen werden wach.
Samhain handelt vom Ende des Sommers und vom Anfang eines neuen Jahres. Es handelt vom Verhältnis zwischen den Leuten und ihren Anführern. Es handelt von der Wahrhaftigkeit dieser Anführer, wie sie sich in ihrer Liebe zum Land findet. Es handelt von Opfer und Gaben. Es ist eine Zeit der Verehrung des Todes und der Toten und eine Zeit der Freude am Leben unter den Lebenden. Kurz – Samhain repräsentiert die Heiligkeit des Geistes, wie er sich in der Natur offenbart, im Tode durch die Vorfahren, im Leben in den Leuten, und in den Gottheiten auf diejenige Weise, wie sie sich im Land manifestieren.